Ausstellungen
Museen
Sonderausstellung „Kraftwerk Religion. Über Gott und die Menschen“ im Deutschen Hygiene-Museum Dresden (2. Oktober 2010 bis 5. Juni 2011)
Das Hygiene-Museum versteht sich als „Museum vom Menschen“. Es will ein öffentliches Forum für aktuelle Fragen sein, die sich aus den kulturellen, politischen und wissenschaftlichen Umwälzungen unserer Gesellschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts ergeben. Die Sonderausstellung „Kraftwerk Religion. Über Gott und die Menschen“ bot den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Glaubensvorstellungen von Menschen auf der ganzen Welt. Dabei wurden nicht nur Religionen, sondern auch atheistische Weltanschauungen und politische Ideen in Geschichte und Gegenwart behandelt.
Drei Ausstellungsräume – „Gesellschaft“, „Gemeinschaften“ und „Offenbarungen und letzte Fragen“ – führten durch eine etwa 900 Quadratmeter weite Landschaft aus Filz und Metall. Rund 300 Exponate von fast 100 internationalen Leihgebern illustrierten Historisches und Aktuelles, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen.
Der erste Raum – „Gesellschaft“ – bot eine historische Einführung in das Thema Religion im Allgemeinen und Reformationsgeschichte im Besonderen. Speziell für die Ausstellung gestaltete Animationsfilme lieferten Fakten, Begriffe und Statistiken rund um das Thema Glauben. An diversen Audiostationen ließen sich gegensätzliche Standpunkte zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten nachhören: Kopftuchurteil, Kruzifixe in Schulen, Ethikunterricht, Schächten versus Tierschutzrechte, Umgang mit Scientology, Minarettbau, passive und aktive Religionsfreiheit. Meinungen und Standpunkte zu aktuellen religiösen Fragen, zu denen über 50 Gläubige und Nichtgläubige befragt wurden, konnten an zahlreichen Monitoren in der Ausstellung ausgewählt werden – darunter auch berühmte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft wie Thomas de Maizière, Andrea Nahles, Margot Käßmann und Aiman Mazyek.
Themen wie Religionseintritt, Erziehung, Feste, Pilgern, religiöse Kleidung und Symbole oder Sterben wurden im zweiten Raum –
„Gemeinschaften“ – behandelt. Hier standen die ausgetretenen Schuhe eines überarbeiteten Mannes, der nach Santiago de Compostela pilgerte, neben dem Tagebuch eines Dresdners, der auf der Hadsch sein Leben neu ordnen wollte und die Taufschale Friedrich Nietzsches, aufgewachsen in einer Pfarrersfamilie, gestorben als Kritiker jeglichen religiösen Empfindens, neben dem Taufkleid von Thomas Mann, dessen gesamte Literatur durchtränkt ist von religiösen Motiven. Anhand eines Gemäldes von Ludovico Carracci aus dem Vatikan zur Opferung Isaaks erzählten Vertreterinnen und Vertreter ihre Interpretation dieser verstörenden Geschichte aus Bibel und Koran.
Der abschließende Raum beschäftigte sich schließlich mit „Offenbarungen und letzten Fragen“. Haben Sie schon einmal ein Wunder erlebt? Was darf ich hoffen? Wie bringe ich Gott zum Lachen?, stand auf der großen Videowand. Gezeigt wurde in dem Raum auch, auf welche vielfältige Art sich Menschen in Beziehung zu Gott oder Übersinnlichem setzen. Zu sehen waren magische Objekte wie eine zweitausendjährige römische Voodoo-Puppe aus Lehm, die durch Fluchformeln dem Feind Böses geschehen lassen sollte, und ein Amulett mit dem heiligen Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehrmänner, das einem verunglückten Helfer in den Trümmern des World Trade Centers gehörte. Heilige Bücher der großen Religionen standen neben Reliquien, Fotos von Geistererscheinungen neben Filmen von Marienerscheinungen. Eine Installation zu Gebetspraktiken auf der ganzen Welt bildete den Abschluss.
Gedenkstätten
Dauerausstellung „Das Stalag X B Sandbostel. Geschichte und Nachgeschichte eines
Kriegsgefangenenlagers“ in der Gedenkstätte Lager Sandbostel (ab 29. April 2013)
Unweit des Dorfes Sandbostel bei Bremervörde in Niedersachsen befand sich zwischen 1939 und 1945 eines der größten Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg. Mehr als 300.000 Kriegsgefangene und Zivilinternierte aus über 50 Nationen waren hier untergebracht. In über 1.100 Außenkommandos arbeiteten sie in der Landwirtschaft, im Handwerk und in der Industrie. Im April 1945 erreichten mehrere Transporte mit insgesamt rund 9.500 Häftlingen des KZ Neuengamme das Lager Sandbostel. Etwa 3.000 von ihnen starben kurz vor oder nach der Befreiung an Entkräftung, Hunger und Krankheiten.
Nach dem Krieg richtete die britische Militärverwaltung in den Baracken ein Internierungslager für Angehörige der SS (C.I.C. 2) ein. Es folgten ein Strafgefängnis (1948-1952), ein Notaufnahmelager für jugendliche männliche Flüchtlinge aus der DDR (1952-1960), die Nutzung durch die Bundeswehr (1963-1973) und schließlich die Privatisierung des Geländes und die Einrichtung des heute noch bestehenden Gewerbegebietes
„Immenhain“ (1974).
Seit Ende der 1970er Jahre gibt es Bemühungen um die Aufarbeitung der Geschichte des Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers Sandbostel und um die Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem historischen Lagergelände. Diese Bestrebungen erhielten 1992 durch die Gründung des Vereins Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel und 2004 durch die Gründung der Stiftung Lager Sandbostel wesentliche Impulse.
2010 wurden der Stiftung Lager Sandbostel für die Neugestaltung der Gedenkstätte Gelder in einer Höhe von insgesamt 1,425 Mio. Euro bewilligt. Neben der Bundesregierung beteiligten sich die niedersächsische Landesregierung, der Landkreis Rotenburg (Wümme) sowie die Hermann Reemtsma Stiftung in Hamburg an dem Projekt. Von diesem Geld wurden zwei neue Dauerausstellungen in zwei eigens hierfür umgestalteten Gebäuden erarbeitet sowie das einmalige Ensemble noch existierender ehemaliger Unterkunftsbaracken vor dem Verfall gerettet.
Das Lager Sandbostel - lange Zeit vergessen - wurde zu einem der bedeutendsten historischen Forschungsprojekte in Niedersachsen. Zweieinhalb Jahre recherchierten vier Historikerinnen und Historiker weltweit in Archiven und bei Institutionen Dokumente, Zeugnisse und Objekte und interviewten Zeitzeugen.
Am 29. April 2013 wurden auf dem früheren Lagergelände in Sandbostel die neue Gedenkstätte eröffnet. Der erste Ausstellungsteil behandelt die Geschichte des Kriegsgefangenen- und KZ-Auffanglagers Stalag X B Sandbostel; der zweite Teil gibt einen Überblick von der Nachkriegsgeschichte bis in die Gegenwart.
Im Jahr 2013 wird die Gedenkstätte voraussichtlich über 10.000 Besucherinnen und Besucher zählen, darunter viele Schülerinnen und Schüler sowie Angehörige ehemaliger Gefangener aus dem Ausland, die an Rundgängen teilnehmen, Fachvorträge besuchen sowie in Seminaren oder Workcamps Geschichte erforschten und Überreste freilegen.
Wanderausstellungen
Wanderausstellung „Was glaubst du denn?! Muslime in Deutschland“ der Bundeszentrale für politische Bildungs (ab 3. Juni 2013)
Die Wanderausstellung „Was glaubst du denn?! Muslime in Deutschland“ wurde im Auftrag des Bundesministerium des Innern durch die Bundeszentrale für politische Bildung erstellt. Die Kuratorin war
Petra Lutz. Die Ausstellung richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I unterschiedlicher Schulformen. Sie ist seut Juni 2013 deutschlandweit auf Tour.
Die jugendgerechte Ausstellung mit vielen Multimedia-Angeboten und frischen Grafikelementen beleuchtet das Alltagsleben jugendlicher Muslime in Deutschland. Deren Religiosität ist dabei nur einer
von vielen Aspekten ihrer Lebenswirklichkeit. Für die sieben porträtierten Mädchen und Jungen spielen auch Schule, Freunde, Familie und Hobbies eine große Rolle. Die Ausstellung ist folglich kein
Instrument der puren Wissensvermittlung über „den“ Islam; vielmehr lädt sie zum Nachdenken und Diskutieren über Identitäten, Stereotype und Diskriminerungen ein.